Mit Kaninchen spielen

Spielzeug für Kaninchen – die optimalen Beschäftigungsmöglichkeiten

In der freien Wildbahn sind Kaninchen ständig unterwegs. Wie ihre Verwandten, die Hasen, lieben sie es zu hoppeln, Verstecke zu finden, zu scharren und zu buddeln. Kaum ein Naturmaterial ist vor den fleißigen Nagern sicher. Um sich auch in der Heimtierhaltung wohlzufühlen, benötigen Kaninchen daher entsprechend sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeiten. Mit Spielen, Denkaufgaben und viel Zuneigung bleiben Körper und Geist fit und damit ein Kaninchenleben lang gesund und munter.

Warum Kaninchen es lieben, zu spielen

Mit Kaninchen spielen

Foto: PonomarenkoNataly – Shutterstock

Tiere folgen ihrem natürlichen Bewegungsdrang. Den ganzen Tag nur in der Ecke zu hocken, würde ihnen nicht nur aufs Gemüt schlagen, sondern langfristig gesehen sogar ihrer Gesundheit schaden. Mit jeder Bewegung werden die Gelenke geschmeidig gehalten, Muskeln trainiert, Krallen und Zähne gepflegt sowie Stress abgebaut und die Sinne stimuliert.

Dabei verfolgt jede Tierart ihre ganz eigene, artgerechte Strategie. Die einen lieben es kilometerweit durch ein Revier zu streifen, andere leben in Höhlen und kommen nur selten hervor. Kaninchen haben eine gute Mischung aus Sesshaftigkeit und Neugier entwickelt, wodurch sie für uns Menschen ein spannendes Haustier darstellen, mit dem es sich herrlich spielen lässt und das bei seinen Abenteuer quer durch Haus und Hof optimal beobachten werden kann.

Artgerechte Beschäftigung

In seiner natürlichen Umgebung lebt das Kaninchen im Kaninchenbau. Zusammen mit seinem Familienklan und jeder Menge Beschäftigungsmöglichkeiten. Zum Verhaltensrepertoire der Nagetiere gehört unter anderem – wie sollte es anders sein – das Nagen. Dabei spielt in erster Linie die Nahrungsaufnahme eine große Rolle. Damit die aber problemlos über Jahre hinweg möglich ist, dient das Nagen an Nicht-Nahrungsmitteln gleichzeitig der Zahnpflege. Mit jedem Biss und Knabbern werden die Schneidezähne geschärft und gesäubert. So bleiben Zahnbelag und Zahnfleisch möglichst lange gesund. Ein Nagetier, das keine Möglichkeit zum Nagen hat, würde schnell ernsthafte Zahnerkrankungen erleiden.

Ähnlich verhält es sich mit den natürlichen Bewegungsabläufen. In der Erde zu buddeln und an Holz zu kratzen, stutzt die Krallen. Hüpfen und Springen hält fit. Ein ausgiebiges Sandbad ist dagegen optimal für die Fellpflege. All dies zusammen trägt zum Wohlbefinden des Kaninchens bei.

Als Haustier legt es daher ebenso Wert auf artgerechte Beschäftigung. Sei es im Stall oder im Auslauf. Ein optimal ausgelastetes Kaninchen kann sogar trainiert werden, richtig zutraulich sein und ist vor allem glücklich.

Unterschiedliche Aktivitäten für junge und alte Kaninchen

Artgerechte Haltung bedeutet jedoch auch, auf die Bedürfnisse des Kaninchens gemessen an Alter und Gesundheitszustand einzugehen. Gerade die jungen Hüpfer sind kaum zu bändigen und wollen alles erkunden. Je sicherer und ausgiebiger sie dies dürfen, desto besser entwickeln sich ihre kognitiven und sozialen Fähigkeiten.

Alte Hasen“ dagegen mögen es auch schon mal etwas ruhiger, wollen sich aber nicht gleich langweilen. Entspanntes Nagen, hin und wieder buddeln und natürlich viel Streicheleinheiten sind für ältere Semester genau richtig. Große Sprünge sind vielleicht nicht mehr angesagt, aber die Neugier und die geistige Auslastung müssen dennoch berücksichtigt werden. Gleiches gilt für erkrankte Tiere.

Zum Glück gibt es für jedes Kaninchen passende Spiele, die ein wenig Abwechslung in den Alltag bringen und das Zusammenleben mit den Haustieren bereichern.

Die 5 schönsten Kaninchen-Spiele

Kaninchen bringen die besten Voraussetzung zum Spielen mit. Sie sind stets aufmerksam, besonders neugierig und zahm. Haben sie einmal Vertrauen gefasst, lassen sie sich durch gut Zureden und mit Hilfe von ein paar Tricks schnell aus der Reserve locken. Mitunter müssen die aufgeweckten Kandidaten sogar ein wenig in Zaum gehalten werden, bevor sie zum Beispiel beim Freilauf Unsinn anstellen.

Daher gilt vor dem Spielen: Die Umgebung auf Gefahren prüfen und gegebenenfalls Kaninchen-sicher machen. Das heißt Stromkabel und Steckdosen sichern, wichtige Unterlagen oder Gegenstände beiseite räumen und Fluchtwege verhindern. Dann steht einem spaßigen Spiel nicht mehr im Wege.

Ab durch die Röhre

Durch die Röhre - Kaninchenspiele

Foto: Africa Studio – Shutterstock

Das Kaninchen soll nun nicht gleich durch eine Röhre hoppeln, sondern sich vielmehr hindurch nagen und knabbern. Dazu kann eine einfache Papprolle, wie sie beispielsweise beim Küchenpapier übrig bleibt, genutzt werden oder im Idealfall eine sogenannte Snack-Roll, die speziell für Nagetiere entwickelt wurde und den Angriffen der Zähne standhält. Kleine Löcher erleichtern dem Kaninchen das Spiel und halten es im wahrsten Sinne des Wortes bei der Stange.

Das Innere der “Röhre“ wird nun befüllt. Klein geschnittenes Gemüse, Apfelstücke oder Gräser werden in ein wenig Heu versteckt und dieses wiederum in die Röhre geschoben, so dass keine Stücken von alleine heraus fallen. Die Röhre selbst wird mit Bindfaden aufgehängt, ungefähr knapp über Kopfhöhe der Kaninchen. Sei es am einem Stuhl, Wandschrank oder ähnlichem Mobiliar. Die Röhre darf auch ruhig freischwingend hängen. Dadurch haben die Nager obendrein ein gutes Training für ihren Gleichgewichtssinn, wenn sie versuchen sich durch die Röhre beziehungsweise durch die Löcher in der Röhre zu nagen.

Ziel ist natürlich das Ergattern der Leckerlis. Gleichzeitig wird der Geruchssinn gefördert und statt dem simpel servierten Menü in der Futterschale, wird die Mahlzeit gleich viel spannender gestaltet.

Becher 1-2-3

Bei diesem Spiel werden die Leckerlis in Bechern versteckt. Als einfache Variante können es durchsichtige Trinkbecher sein, so dass die Kaninchen sehen, unter welchem Becher ein Leckerbissen darauf wartet, vernascht zu werden.

Ein wenig schwieriger wird es mit undurchsichtigen Bechern sowie welchen, die nicht mit Leckerlis bestückt werden. Sie müssen nicht in Reih und Glied aufgestellt werden, sondern können durchaus im Raum verteilt sein. Lerneffekt: Nachschauen lohnt sich. Meistens.

Durch Umstoßen der Becher ergattern die Kaninchen ihre Belohnung. Die Gefäße sollten jedoch nicht leicht zerbrechlich sein und auch nicht allzu schwer, damit sie mit der Kaninchennase bewegt werden können.

Viele Nager neigen allerdings dazu das Plastik zu anzunagen. Für diese speziellen Felle gibt es Kaninchen-geeignete Gefäße und Verstecke. Zum Beispiel Baumscheiben, die verschoben werden müssen, halbe Kokosnussschalen zum Umschubsen oder kleine Holzkästen, die mittels Schnur wie eine Schublade aufgezogen werden müssen, um an den Inhalt zu gelangen.

Kaninchen auf der Wiese

Foto: Cora Mueller – Shutterstock

Burgen bauen

Es müssen nun nicht immer Spiele mit Leckerlis sein. Zum Wohle des gesunden Körpergewichts können Kaninchen spielerisch zum Klettern und Hüpfen animiert werden. Besonders verlockend sind Kuschelhöhlen aus Kissen und Decken, verschiedene Ebenen zum Rauf- und Runterhüpfen, Holzplanken zum Erklimmen sowie gespannte Leinentücher als Hängematte.

Aus verschiedenen Material können so ganze Burgen entstehen, die das Zimmer vorübergehend in ein Kaninchen-Abenteuerspielplatz verwandeln. Kleine Spielzeuge aus Stroh und raschelnde oder klirrende Überraschungen mischen die Gestaltung auf. Das können zum Beispiel Spielrollen mit Glöckchen sein oder knisternde Kissen, wie es sie auch als Babyspielzeug gibt, um den Tastsinn zu inspirieren. Für Kaninchen sind solche Spielzeuge gleichermaßen interessant und unterhalten sie.

Kaninchen-Ball

Kaninchen sind für Mannschaftssportarten wie geschaffen. Sie lieben es in Gesellschaft zu spielen und sich gegenseitig zu animieren. Wie ginge dies besser, als mit einem Ball? Das können ganz weiche Bälle sein, aber auch harte, je nach dem welche Eigenschaften bei der “Mannschaft“ besser ankommen.

Besonders interessant wird es, wenn der Ball zudem knistert, raschelt – oder sogar mit Leckerlis befüllt ist. Vielleicht aber auch einfach nur unwiderstehlich danach riecht.

Speziell präparierte Bälle haben zum Beispiel ein verlagertes Gewicht im Inneren, wodurch sich bei jedem Anstoß eine Eigendynamik bildet und der Ball willkürlich noch etwas weiter rollt. Auch das kann für Kaninchen eine spannende Herausforderung sein.

Click-Training für Kaninchen

Durch gemeinsames Spielen und viel Zeit miteinander verbringen, gewöhnen sich Kaninchen mehr und mehr an ihre menschliche Familie. Auch wenn der Bezug zu Artgenossen essentieller ist, können die Nager somit sehr zahm und zutraulich werden.

Wie bei vielen anderen Tierarten auch, lassen sich hierfür Clicker zur Unterstützung einsetzen. Ziel des Trainings ist eine tiefere Verbindung zum Tier. Wiederholte Übungen helfen dabei, Routinen zu entwickeln, Vertrauen zu schaffen und sich gegenseitig besser kennenzulernen.

Kleine Tricks, wie durch einen niedrig gehaltenen Reifen springen, werden mit einem Click und einem Leckerli belohnt. Aber auch, wenn das Kaninchen auf seinen Namen hört, dem Finger folgt oder einfach mal stillhält.

Solche Übungen sind nicht nur als Spiel und Abwechslung geeignet, sondern können auch in Vorbereitung auf den Tierarztbesuch äußerst sinnvoll sein. Behandlungen am Kaninchen lassen sich deutlich einfacher für alle Beteiligten durchführen, wenn die nötige Vertrauensbasis vorhanden ist.

Kaninchen-Spielzeug – kaufen oder selber basteln?

Kaninchenspielzeug

Foto: Nataliia Melnychuk – Shutterstock

So vielfältig wie die Spielideen sind, so unterschiedlich sind auch die Materialien, die dafür Verwendung finden. Doch nicht jedes Material ist für Kaninchen geeignet. Da die kleinen Nager ordentlich zulangen können, halten die meisten Haushaltsprodukte nur kurzzeitig den Spielereien stand.

Papprollen sind schnell durchgenagt, Plastik sollte überhaupt nicht in den Magen gelangen und auch lose Fäden können, einmal verschluckt, zu Problemen führen. Außerdem neigen viele Holzarten zum Splittern, andere sind schlichtweg zu weich.

Prinzipiell sollte das Spielzeug zum jeweiligen Kaninchen passen. Immerhin gehen sie nicht wahllos auf alles Mögliche los, sondern haben bestimmte Vorlieben, was sie annagen und was nicht.

Durch Ausprobieren und ein wenig Kreativität finden sich jedoch garantiert passende Spiele. Seien es selbstgebastelte Mobiles mit herabhängenden Leckerlis, Hindernisparcours mit diversen Untergründen aus Sand und Streu oder Denkspiele für Kaninchen aus dem Handel: Hauptsache die gemeinsame Zeit wird spannend gestaltet und bietet der ganzen Familie Freude am Miteinander.