Pferde gelten ohnehin als sensible Wesen – sowohl in Bezug auf ihr Gemüt als auch auf ihre Gesundheit. Reiter, Pfleger und Halter sind daher ständig Alarmbereitschaft, sollte auch nur das geringste Anzeichen einer Kolik erkennbar sein, ein rasselndes Atemgeräusch oder eine Störung der Motorik. Dieser Übereifer könnte zwar auch an den nicht minder sensiblen Pferdeliebhabern liegen.
Allerdings sind die Ansprüche an ein Zucht-, Dressur- oder Springpferd deutlich höher als beispielsweise an einen Hamster oder an Fische. Pferde sind eben nicht nur Haus- und Hoftiere, sondern auch Nutztiere. Sie sollen Leistung erbringen, Reiter tragen, Wagen ziehen und beinah tänzerische Auftritte vollführen. Damit dies möglichst artgerecht geschehen kann, muss das Wohl des Pferdes im Mittelpunkt stehen. Nur ein gesundes Pferd – und natürlich auch Pony – kann all den Ansprüchen gerecht werden und über Jahre hinweg Freude haben und uns Menschen Freude bereiten. Der Gesundheitscheck beim Pferd gehört daher zu den Basics jeder Pferdehaltung und sollte von der Pike an jedem, der mit den Tieren zu tun hat, nahe gelegt werden.
Der Gesundheitscheck bei Pferden – Achtsamkeit im richtigen Moment
Bereits mit dem ersten Kontakt zum Pferd sollten die versierten Reitschüler lernen, worauf bei der Gesundheit ihres neuen Schützling zu achten ist. Sicherlich, Streicheln ist schön, Putzen macht Spaß und nebenbei wird geschnattert und geträumt. Doch schon während dieser vermeintlich beiläufigen Beschäftigung mit dem Pferd, gilt es Achtsamkeit walten zu lassen. Selbst erfahrene Profis müssen sich hin und wieder ins Gedächtnis rufen, die routinemäßige Gesundheitskontrolle nicht zu vernachlässigen, und sei es bei so belanglosen Maßnahmen wie Putzen.
Gerade dann fallen nämlich Unregelmäßigkeiten besonders gut auf: Wenn sich eine Routine entwickelt hat, diese regelmäßig und mit Bedacht durchgeführt wird. Der Gesundheitscheck bei Pferden bedarf daher kaum mehr Aufwand als bei anderen Tieren. Es gilt lediglich den Besonderheiten der Pferdegesundheit Aufmerksamkeit zu schenken und Pferdekrankheiten zu kennen und vor allem rechtzeitig zu erkennen.
Wann lässt sich der Check am Besten durchführen?
Der Gesundheitscheck kann in verschiedenen Situationen erfolgen und tatsächlich ist es sinnvoll, nicht immer dieselbe zu wählen, sondern mehrere Variablen zu berücksichtigen. Somit lässt sich ein breites Spektrum an Umständen und Besonderheiten abdecken, die womöglich das Verhalten des Pferdes beeinflussen.
Standard-Situationen, um die Gesundheit zu kontrollieren können zum Beispiel folgende sein:
- Die Begrüßung im Stall
- Das Holen von der Koppel
- Beim Putzen, Waschen und Pflegen
- Bei der Bodenarbeit
- Beim Spaziergang
Wichtige Variablen dabei sind unter anderem:
- Beschaffenheit des Bodens
- Weitere Tiere in der Nähe
- Ablenkungen durch Lärm, unbekannte Dinge oder Stress
- der eigene Gemütszustand
Selbst die Witterung wirkt sich auf ein Pferd aus, lässt es bei Hitze träge wirken, bei Sturm nervös oder im Frühjahr zum ersten Weidegang mehr als gewohnt temperamentvoll. Einen Status Quo gibt es bei den eleganten Vierbeinern also eher selten, dafür eine Menge Abwechslung und Überraschungen.
Um eine zumindest halbwegs solide Basis für den Gesundheitscheck zu schaffen, sollte die Lage entspannt und ruhig sein. Kein Zeitdruck, möglichst wenig Ablenkungen. Nur Mensch und Tier, die einander vertrauen, denn auch dies spielt eine große Rolle, um beispielsweise scheues Ausweichen bei Berührung nicht als als Schmerzempfindlichkeit fehlzuinterpretieren.
Wenn es überhaupt einen idealen Zeitpunkt für den Gesundheitscheck beim Pferd gibt, dann wohl eine Kombination aus Begrüßen und Holen von der Weide mit anschließendem Putzen. In diesem Zusammenhang lassen sich fast alle Gesichtspunkte abklären, die zum Gesundheitscheck gehören.
Wer führt den Gesundheitscheck durch und wie oft?
Anders als bei der Heimtierhaltung, sind für Pferde oftmals mehrere Personen zuständig. Außer dem eigentlichen Halter können dies Reitbeteiligungen, Tierpfleger, Vereinsmitglieder und Angehörige sein. Für eine gründliche Gesundheitskontrolle sollten allerdings sämtliche Eigenarten des Tieres vertraut sein, um Abweichungen zu erkennen. Somit obliegt diese Aufgabe jenen Mitmenschen, die sich regelmäßig mit dem Pferd beschäftigen. Die Urlaubsvertretung kann zwar das Nötigste übernehmen, wird aber leider nur zufällig Anzeichen einer Erkrankung identifizieren können oder wenn diese schon in einem fortgeschrittenem Stadium sind.
Die Gefahr Unregelmäßigkeiten bei Pferden zu übersehen ist groß. Pferde sind Fluchttiere und scheuen zum Teil bei fremden Personen, überspielen Schwäche um nicht angreifbar zu wirken oder zeigen ein gänzlich anderes Verhalten als üblich, sobald gewisse Umstände eintreten. Und schon ist die ganze Sache weitaus schwerer einzuschätzen.
Ein regelmäßig durchgeführter Gesundheitscheck ist demzufolge die beste Lösung. Mindestens 3 Mal pro Woche, besser noch täglich, sollte das Pferd die Aufmerksamkeit bekommen, die nötig ist, um seine Gesundheit zu gewährleisten. Wie so oft gelten Jungtiere, also Fohlen, und alte Exemplare als Risikogruppe mit erhöhtem Bedarf an Hingabe.
Der allgemeine Gesundheitszustand – darauf müssen Pferdebesitzer achten
Jeder Gesundheitscheck stellt eine präventive Maßnahme dar. Es wird zunächst nur beobachtet und bewertet. Erst bei Bedarf ist das richtige Handeln erforderlich. Zudem sind einige Beobachtungen ausschließlich über einen längeren Zeitraum hinweg aussagekräftig. In solchen Fällen helfen Tagebücher, in denen unter anderem Futter, Gewicht und Verhalten dokumentiert werden.
Grundsätzlich lässt sich aber allein durch Beobachten eine Menge feststellen und erkennen. Anfänger wie auch Fortgeschrittene lernen parallel unfassbar viel über die Tiere. Auch wird die Bindung gestärkt, denn Pferde wissen die Aufmerksamkeit durchaus zu schätzen und erwidern sie mit Vertrauen. Reiten heißt also nicht, auf in den Stall und Hopp aufs Pferd – sondern eine Beziehung aufbauen, pflegen und Zeit investieren. Der Lohn ist eine einzigartige Freundschaft zu einem gesunden Pferd.
Verhalten des Pferdes in Entspannung und Konzentration
Der Dreh- und Angelpunkt des Gesundheitschecks ist das Verhalten des Pferdes. Noch vor dem Begrüßen, kann dieses vom Weiten beurteilt werden. Wie benimmt sich das Tier in der Herde? Zeigt es sich aggressiv oder apathisch? Wirkt es nervös? Im Idealfall ist es völlig tiefenentspannt, knabbert am Gras, pflegt sich gegenseitig mit den Artgenossen oder schaut neugierig hoch.
Das soziale Verhalten ist bei Pferden äußerst stark ausgeprägt. Einzelhaltung ist daher nur in Ausnahmefällen angebracht. In der Herde finden die Tiere Schutz, eine feste Hierarchie und Gesellschaft mit ihresgleichen. Innerhalb dieser Strukturen zeigen sich bestimmte Verhaltensmuster, die dem Menschen gegenüber nicht oder zumindest andersartig entgegengebracht werden. Zum Beispiel Rangordnungskämpfe, Pflegerituale und Spiele. Selbst die Rosse lässt sich am Verhalten gegenüber den Artgenossen erkennen, noch bevor die Stute äußerliche Anzeichen hat.
Wichtig an dieser Stelle und im Sinne der Gesundheit ist ein gezieltes Beobachten mit Hinblick auf ausgewählte Verhaltensmuster:
- Funktioniert die Kommunikation? Dazu gehören beispielsweise Flehmen, Ohren ausrichten, Wiehern, Scharren, Drohgebärden und Unterwürfigkeit.
- Ist das Pferd in die Herde integriert, isoliert oder wird es angegriffen, womöglich gar selbst zum Angreifer? Solche Konflikte enden nicht selten mit Gefährdung der Gesundheit, zum Beispiel weil der Zugang zur Trinkstelle verwehrt wird oder Verletzungen die Folge sind.
- Findet einen gegenseitige Pflege mit den Artgenossen statt? Besonders das Knabbern an Mähne und Widerrist gilt als soziale Basis. Ebenso das Versetzt-stehen und sich gegenseitig mit dem Schweif die Fliegen aus dem Gesicht wedeln.
Verhaltensauffälligkeiten sind nicht immer ein Indiz für Gesundheitsprobleme, können aber Begleiterscheinungen sein, wenn nicht gar Ursachen für welche. In der Regel sind Stress-Symptome besonders auffällig, wie etwa nervöses Hin-und-Her-Rennen, unentwegtes Wiehern, das sogenannte Weben (Pferd wippt links-rechts auf der Vorderhand) sowie aggressives Verhalten. Weniger eindeutig aber auch nicht zu unterschätzen ist die Isolation von der Gruppe. Manche Pferde fühlen sich wohl aus “Außenseiter“, andere leiden unter der Rolle des Rangniedrigsten.
Viele dieser Konflikte lassen sich durch ein Umstellen der Herde lösen. Pferde, die mit Artgenossen nicht zurecht kommen, können bei Bedarf sehr gut mit Eseln, Ziegen und Schafen vergesellschaftet werden.
Einige der Verhaltensstörungen müssen jedoch genauer untersucht werden und lassen sich nicht selten mit Krankheiten in Verbindung bringen. Schmerzen, Unwohlsein und Schwäche spiegeln sich unweigerlich im Verhalten wider, wodurch sich erste Problemzonen lokalisieren und später besser diagnostizieren lassen.
Im nächsten Schritt wird das Pferd begrüßt und gerufen. Augenblicklich wechselt die Entspannung, wahlweise Verspannung, über zur Konzentration. Das Tier löst sich aus der Gruppe (wobei manche Herden äußerst anhänglich folgen) und verändert sein Verhalten. Nunmehr angepasst an den Menschen. Manche wiehern oder flehmen, andere kommen herbei geeilt und wieder andere schauen nur kurz hoch um auch schon gleich wieder weiter zu grasen, weil ihnen der Zeitpunkt gerade so gar nicht passt. Mit ein wenig Nachdruck, sollten sich jedoch selbst diese Begrüßungsmuffel motivieren lassen.
Anhand der jetzt konzentrierten Körpersprache lassen sich weiter Gesundheitsmerkmale ablesen:
- Kommt das Pferd freiwillig oder scheut es den Kontakt? Auch zu übereifriges Begrüßen kann auf eine willkommene “Erlösung“ von der Herdensituation hindeuten.
- Wie läuft das Pferd – angespannt oder verspannt? Lahmheit, Muskelzerrungen und Huferkrankungen lassen sich zum Teil an den wenigen Schritten erkennen. Ebenso Schonhaltungen, Ausweichen und Abwehrhaltungen. Der Boden spielt hierbei eine große Rolle.
- Genießt das Pferd die Begrüßung? Manch einer besteht auf sein Leckerli, andere auf eine Streicheleinheit. Kopf hochziehen und Schnappen sollten jedenfalls nicht zur Begrüßung gehören.
Nun macht es durchaus einen Unterschied, ob das Pferd einzeln von der Koppel geholt wird oder gleich die ganze Herde. Ob die Tiere hungrig sind und endlich in den schattigen Stall wollen, oder gerade erst raus gestellt wurden. Sogar ob es unangenehm regnet, ein knatternder Traktor vorbeifährt oder Ähnliches. All das kann Verhaltensmuster beeinflussen, weswegen die Regelmäßigkeit beim Gesundheitscheck so wichtig ist.
Berührungspunkte beim Pferd
Im nächsten Schritt wird das Pferd für Gewöhnlich an den Führstrick genommen und zum Putzen angebunden. Störrigkeiten, Unfolgsamkeit und Widerwille sind zwar unerwünscht, jedoch nicht zwangsläufig ein gesundheitliches Problem. Eher eine Frage der Erziehung und des Durchsetzungsvermögen.
Ebenso deutet penetrantes Scharren nicht auf Schmerzen im Huf hin, sondern ist vielmehr ein Zeichen von Ungeduld. Je mehr Pferdeliebhaber über solche Beobachtungen verstehen lernen, desto besser können sie das Verhalten deuten.
Entscheidender für die Gesundheit ist nunmehr insbesondere die Empfindsamkeit bei Berührungen. Gibt das Pferd sonst immer brav den Huf, scheut nun aber plötzlich immer wieder zurück, könnte dies tatsächlich an Schmerzen liegen. Abzutasten sind insbesondere Beine, Rücken und Bauch. Erfolgen kann dies entweder ganz klassisch in Kombination mit ein paar Streicheleinheiten oder mit dem Striegel und parallelem Putzen.
Schwellungen und auffällig erwärmte oder verhärtete Stellen lassen sich jedoch viel besser mit der Hand spüren. Im Fokus stehen dabei vor allem die Sprung- und Karpalgelenke sowie die Bauchdecke und die Wirbelsäule. Bei leicht ausgeübtem Druck sollte das Pferd weichen, keinesfalls aber zusammenzucken oder schmerzhaft reagieren. Im Falle von Anzeichen einer Schmerzempfindlichkeit ist sofort Schonung angesagt und das zeitnahe Hinzuziehen des Tierarztes. Kurzum: Keine Panik, aber auch nicht zögern. Gerade Sehnenentzündungen, Bandscheibenvorfälle oder Koliken sind nicht zu unterschätzen und bedürfen schnellstmöglicher Therapie.
Weitere Berührungspunkte lassen sich beim Hufe auskratzen kontrollieren. Wie etwa der Gleichgewichtssinn. Die Gelenkigkeit. Und natürlich der Huf selbst. Auch hier können Entzündungen, Hufrehe und weitere Erkrankungen durch vermehrte Hitze rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Ebenso ob die Eisen noch richtig sitzen, ein Kürzen des Hufes notwendig ist oder Fremdkörper feststecken.
Das Pferd sollte also einmal von allen Seiten, von Kopf bis Fuß, begutachtet und abgetastet werden. Das lässt sich wunderbar beim Putzen erledigen, ohne dass es zusätzlich Zeit kostet. Gleichzeitig lassen sich Ektoparasiten wie zum Beispiel Zecken entfernen, Veränderungen im Fell erkennen sowie auf der Haut.
Pferdekrankheiten kennen und rechtzeitig erkennen
Ist der allgemeine Gesundheitszustand soweit abgeklärt, kann dies zu einem unauffälligen Ergebnis führen oder zum Anlass genauer hinzuschauen. Unter Berücksichtigung der Umstände, wechselnd zuständiger Personen sowie der individuellen Persönlichkeit des einzelnen Pferdes, ist regelmäßig ein detaillierter Gesundheitscheck ratsam. Entweder direkt bei Bedarf (ersten Anzeichen) oder wenigstens ein Mal pro Woche.
Hierbei soll genauer auf spezielle Pferdekrankheiten hin untersucht werden. Denn wie bei anderen Weidetieren auch, bedrohen Nässe, Zugluft, Hitze und falsche Böden die Pferdegesundheit, ebenso Parasiten, mangelhafte Ernährung, Fehlbelastung und artfremde Haltung.
Pferdekrankheiten im Überblick
Aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr innerhalb der Herde sowie der anfälligen Sensibilität dieser Tiere, haben sich gewisse Pferdekrankheiten etabliert, die es zu kennen und erkennen gilt.
So ist zum Beispiel die kombinierte Immundefizienz bei Araberfohlen sehr explizit beschrieben Dabei handelt es sich um eine rein genetisch bedingte Pferdekrankheit, die jedoch bereits binnen weniger Monate tödlich verläuft. Lungenentzündungen und Durchfall äußern sich schon in den ersten Tagen, gefolgt von weiteren Erkrankungen, die das geschwächte Immunsystem nicht abwehren kann.
Gleichermaßen ist die Liste der Pferdekrankheiten überaus spezifisch und leider recht lang. Entsprechend geschult sind jedoch auch die Tierärzte und können meistens effektiv behandeln. Zum groben Überblick werden folgende Teilgebiete differenziert:
- Atemwegs- und Lungenerkrankungen: darunter Bronchitis, die sogenannte Dämpfigkeit, Druse, Kehlkopfpfeifen, Luftsackerkrankungen, Lungenentzündungen sowie Nasen- und Lungenrotz
- Augenerkrankungen: speziell die sogenannte Mondblindheit, aber auch klassische Bindehautentzündungen und Grauer Star
- krankhafte Veränderungen von Fell und Haut: unter anderem Alopezie, die Beschälseuche, Phlegmone, Equines Cushing-Syndrom, Equines Sarkoid, Mauke, Nesselfieber, Hautrotz bis hin zu Ekzemen, Hautpilzen, Druckstellen und entzündeten Insektenstichen
- Erkrankungen des Bewegungsapparates (betrifft Gelenke, Muskeln, Knochen und Wirbel): Neben allseits bekannten Schäden wie Arthrose, Frakturen, Lahmheit, Sehnenentzündungen und Muskelzerrungen sind vor allem Nackenbandverkalkungen, Fesselträgerentzündungen, Faszienverklebungen, Gallen, Kissing Spine, Kreuzverschlag, Leist, Schale, Spat, Stelzfuß und vieles mehr spezifisch im Bereich der Pferdemedizin diagnosefähig
- Erkrankungen des Urogenitalsystems: sogar Gebärmutterentzündungen sind beim Pferd anstecken, aber auch Harnsteine können zum Problem werden, Endometrose, Nachgeburtsverhaltung und Penisvorfälle
- Infektionskrankheiten: unterschieden wird hierbei zwischen Viren und Bakterien als Auslöser, wodurch von der Afrikanischen Pferdepest über Equine Arteritis bis hin zur Pferdeinfluenza, Tollwut, Borreliose, Fohlenlähme, Tetanus und der Borna-Krankheit zahlreiche Infektionen auftreten können
- Neuroerkrankungen: Im Bezug auf das Nervensystem sind das Wobbler-Syndrom bekannt, Ataxie, Dummkoller sowie zerebelläre Abiotrophie
- Hormonelle Erkrankungen: Neben dem Cushing-Syndrom tritt außerdem oft das Equine Metabolische Syndrom auf
- Hufkrankheiten: Sehr oft erkranken Pferde an Hufrehe, Strahlfäule und Steingalle, aber auch Geschwüre und Brüche können den Huf schädigen ebenso wie Trittfehlstellungen und Verletzungen (Ballentritt, Nageltritt, Kronentritt, Bockhuf, Hufbeinsenkung) bis hin zum kompletten Ausschuhen, also dem vollständigen Ablösen der Hornkapsel
- Entwicklungsstörungen: Beim Klopphengst zum Beispiel liegen die Hoden in der Bauchhöhle oder im Leistenkanal, aber auch Wachstumsstörungen können Folgeerkrankungen mit sich bringen
- Verdauungsstörungen: Berühmt-berüchtigt sind Koliken, speziell Krampfkoliken, eher selten sind Schlundverstopfungen und Nabelbrüche
- Verhaltensstörungen: Headshaking, Weben und Koppen können vom schlichten Stress-Symptom zur ernsthaften Störung werden, Gleiches gilt für die Dauerrosse, auch Roßkoller genannt
- Parasiten: Bandwürmer, Lungenwürmer, Pferdepalisadenwürmer, Echinokokkose, Surra, und andere Namen haben diese Pferde befallenden Parasiten
- Vergiftung: Pyrrolizidinalkaloide sind lebertoxisch für Pferde und werden häufig mit Greiskrautarten aufgenommen. Als besonders giftig gelten Bergahorn, Blauer Eisenhut, Eibe und Goldregen.
- Zahnerkrankungen: Equine Odontoclastic Tooth Resorption and Hypercementosis (EOTRH) klingt nicht nur unfassbar kompliziert, diese Zahnerkrankung ist auch nicht heilbar, befällt Zähne und Zahnfleisch
Diese Liste ließe sich sicherlich noch erweiter und spezifizieren – einige der Krankheiten treten recht häufig auf, andere sind zum Glück extrem selten. Wichtig ist zu wissen, worauf beim Gesundheitscheck der Pferde geachtet werden muss und woran sich zumindest die gängigen Pferdekrankheiten erkennen lassen.
Koliken
Koliken äußern sich durch Bauchschmerzen bis hin zu Krämpfen im Bauchraum. Das Pferd atmet angestrengt, ist unruhig, legt sich oft hin und kann nur schwer wieder aufstehen. Es kommt häufig zu Schweißausbrüchen und Apathie, die Darmgeräusche sind kaum zu hören. In einem solchen Fall sind unbedingt Sofortmaßnahmen nötig: Umgehende Schonung und Futterentzug bis der Tierarzt eintrifft. Koliken können bei Nichtbehandlung tödlich enden!
Hufrehe
Durch falsche Ernährung, beispielsweise zu schnelles Anweiden oder große Mengen Kohlenhydrate, entzünden sich Hornkapsel und Hufbein. Letzteres kann sich sogar absenken oder eine Rotation erleiden. Die Folgen sind extreme Schmerzen, Schonhaltungen und Lahmheit. Die betroffenen Stellen sind zudem warm und geschwollen – sofortige Kühlung und Ruhestand sind die wichtigsten Maßnahmen sowie umgehend den Tierarzt hinzuzuziehen. Hufrehe kann gestoppt, aber nicht vollständig geheilt werden. Jeder neue Schub verschlimmert die Absenkung. Einmal erkrankte Pferde sind daher besonders zu kontrollieren.
Mauke
Auch als Fesseleksem bekannt, tritt die Mauke sehr häufig auf. Ursachen sind diverse Erreger, die die Haut befallen und eine Entzündung hervorrufen. Feuchtigkeit und unsaubere Haltung fördern den Prozess. Es treten zunächst unscheinbare Pusteln auf, später fettige Haarbereiche, die dann extrem trocken und rissig werden bis sich eine Kruste bildet. Geeignete Wundheilsalben und eine Anpassung der Haltung sind unabdingbar.
Lahmheit
Die Pferdebeine stellen eine immense Schwachstelle der Tiere dar. Zu harte Böden, einseitige Belastung, gestörte Bewegungsabläufe beim Reiten, Überbelastungen sowie Verletzungen bedingen eine Lahmheit. Je nach Schweregrad hilft vorübergehende Schonung. Leider werden Lahmheiten oft zu spät erkannt und können dann chronische Folgen haben. Der Tierarzt sollte daher immer zu Rate gezogen werden.
Sommerekzem
Auch sehr oft treten Sommerekzeme auf, ausgelöst durch allergische Reaktionen auf Insektenstiche. Viele Pferde scheinen dazu eine genetische Veranlagung zu haben und reagieren entsprechend empfindlich. Der akute Juckreiz wird mit Scheuern an rauen Oberflächen bekämpft, was das Problem häufig nur verschlimmert und Bakterien, Viren und Parasiten den Weg frei macht. Lindernde und kühlen Salben helfen bedingt, besser ist immer die Prävention durch Schutzmaßnahmen wie textile Ohren- und Augenmasken, Körpernetze und Pferdebremsenfallen.
Wie kann die Pferdegesundheit am besten erhalten werden?
Viele, wenn auch nicht alle Pferdekrankheiten lassen sich vorbeugen. Essentiell ist dabei der regelmäßige Gesundheitscheck, um rechtzeitig die ersten Anzeichen zu identifizieren und entsprechend handeln zu können.
Nicht minder wichtig ist eine artgerechte Haltung der Pferde mit hochwertiger Ernährung, angepasst an die jeweiligen, individuellen Bedürfnisse der Tiere. Dazu gehören ferner die Maßnahmen des Hufschmiedes zur Hufpflege, das Kürzen der Zähne im Alter, um Fehlstellungen und Verletzungen im Mund zu vermeiden sowie eine sensitive Fell- und Hautpflege einschließlich Mähne und Schweif.
Auch Impfungen, Wurmkuren, Futterzusätze und gezielte Trainings stabilisieren den Gesundheitszustand. Nicht zu vergessen ist die geistige Auslastung, die soziale Bindung und ein großes Herz, das den Pferden die Hingabe entgegenbringt, die sie für ein gesundes und glückliches Leben benötigen.